Lehrer Marco Lesch (links) lässt mit (von links) Jamie Kamenz, Sandra Ojeh und Nick Steinert die Erinnerungen an den Modellbau noch einmal aufleben. Foto: Dominik Großpietsch

Lehrer Marco Lesch (links) lässt mit (von links) Jamie Kamenz, Sandra Ojeh und Nick Steinert die Erinnerungen an den Modellbau noch einmal aufleben.
Foto: Dominik Großpietsch

Die Gutermann-Promenade ist schon etwas Besonderes. Nicht nur, weil dort an schönen Sommertagen unzählige Spaziergänger und Radfahrer das schöne Wetter genießen.

Nein, denn dort steht auch das älteste Walzenwehr der Welt. Dass es 1903 nahe der heutigen Schiffsanlegestelle erbaut wurde, wird erst bei einem Blick auf die Gedenktafel am dortigen Industriedenkmal ersichtlich. Doch was ist ein Walzenwehr eigentlich? Eine Frage, die Lehrer Marco Lesch mit seiner sechsten Klasse der Friedenschule – auf ausgefallene Art und Weise – geklärt hat.

Wettbewerb steigerte Motivation

„Ist das eine Tsunami-Abwehr?“ Der Klassenleiter muss grinsen, als er sich an die Erklärungsversuche seiner Schüler erinnert, die schon oft an der Promenade entlanggelaufen waren. Statt nach Arbeitsblättern oder einem Lehrfilm zu suchen, kommt dem PCB-Lehrer eine Idee, weil „damals ein Flyer über den Technikentdecker-Wettbewerb im Lehrerzimmer lag.“

Ab diesem Moment ist das Motto klar: Selber machen statt berieseln lassen. Das gefällt den Schülern der 6g natürlich, die von Anfang an mit vollem Elan bei der Sache sind. Vielleicht auch gerade deswegen, weil man für den Wettbewerb ein Video über „ein spannendes technisches Gerät, eine technische Einrichtung, einen technikhistorischen Ort in eurer Umgebung oder moderne Technik“ drehen soll. „Ich hatte daheim noch ein paar Metallbausätze“, erinnert sich der Pädagoge zurück, „die hab’ ich dann mal mitgebracht. Mithilfe von Skizzen und Bildern haben wir dann versucht, ein Modell zu bauen.“

So wird gebastelt, getextet und recherchiert, wann immer es die Zeit zulässt. Die dabei vorkommenden Pannen wurden natürlich auch festgehalten – für ein kleines Making-of, das die Jury des Schülerwettbewerbs ebenfalls gefordert hatte. „Das war eine echt coole Aktion“ meint Justice Yaskow, für den der Dreh des knapp dreieinhalb-minütigen Videos eine interessante Erfahrung war. Zugegebenermaßen eine nicht ganz einfache: „Ich war vor den Aufnahmen schon aufgeregt. Dass man dann immer wieder dieselben Sätze vor der Kamera sagen musste, war manchmal schon anstrengend“, erzählt Jamie Kamenz und fügt mit breitem Grinsen an: „Aber wir haben’s ja geschafft.“

Geschafft haben die Schüler einiges: sie haben nicht nur herausgefunden, dass das Walzenwehr am nördlichen Mainufer zur Wasserstandsregulierung und Stromerzeugung genutzt wurde. Nein, ihr Video mit dem Namen „Walzt da we(h)r?“ inklusive der Veranschaulichung am selbst gebauten Modell überzeugt sogar die Jury mit Fachleuten aus den Bereichen Medien, Bildung und Wissenschaft.

Die Ganztagsklasse der Mittelschule lässt alle anderen Beiträge blass aussehen und landet auf dem ersten Platz. Der Lohn: 1500 Euro Preisgeld für die Schule und eine Einladung zum „Entdeckertag“ nach München, der unter anderem einen Workshop bei BMW beinhaltet. „Es ist wirklich erfreulich, dass wir als Mittelschule auch Beiträge von Gymnasien hinter uns lassen konnten“, findet Lesch, der immer wieder das Verhalten seiner elf- und zwölfjährigen Schüler lobt, „es hat wirklich alles gepasst.“

„Der Film erklärt das Walzenwehr auf sehr anschauliche Weise. Eine wirklich tolle Teamleistung, die Spaß beim Umgang mit Technik vermittelt“, begründet Alice Steinhausen, die Geschäftsführerin der Zeidler-Forschungs-Stiftung, in einer Pressemitteilung die Entscheidung der Jury. Auch wenn’s der verantwortliche Lehrer zu Beginn nicht wirklich erwartet hatte: Der Video-Dreh der Frieden-Schüler rund um das Denkmal wurde zu einer echten Erfolgsgeschichte.

ONLINE-TIPP

Hier geht’s zum Gewinner-Video: technik-entdecker.de/gewinner/

Quelle:
Schweinfurter Tagblatt
Ausgabe vom 19.06.2016

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